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Datum

26.04.2010

Etappe

Zaqatala(AZ) - Sheki(AZ)  

Activities

Distanz

79 km

Fotos

16

Thanks to God - es regnet in der Früh nicht! Das Frühstück ist wieder von Sprachbarrieren gekennzeichnet, aber immerhin schaffe ich es, zu Brot mit Butter und Schafskäse sowie zu Tee und Kaffee zu kommen. Die Klamotten sind wieder alle so ziemlich trocken geworden, vor 9h starte ich - zum ersten Mal ohne Regen auf dieser Tour. 5km nach der Stadt kann ich schon auf die Nebenstrasse abzweigen, auf der ich auch den ganzen Tag bleiben darf - das macht mehr Spass als auf der vielbefahrenen Hauptstrasse, ist aber auch meistens mit schlechten Strassenverhältnissen verbunden.

Ich habe wenig Verkehr, es geht mit gutem Speed auf zuerst ebensolchem Asphalt dahin. Links von mir der grüne Kaukasus, von dem leider nur die Ausläufer zu sehen sind, der Rest ist in Nebel verhüllt. Gleich am Anfang komme ich Muxax, ansonsten gibt es hier kaum Dörfer, aber man sieht viele Vierherden und Hirten. Bei km 20 beginnt die Prügelpiste, man fährt meist um die Pfützen herum, aber ohne Regen macht es richtig Spass. Das ist, abgesehen davon, dass es nicht regnet, sicherlich der schönste Fahrtag. Immer wieder kreuzt man die breiten Flussbetten. Zwischendruch tratsche ich - oder versuche es - mit 2 AZ-Bullen, die Patrouille auf der kleinen Strasse fahren. 5km vor Qax beginnt ein langer Anstieg in die nicht besonders interessante Stadt hinein. Wie der Reiseführer sagt: kein Grund, hier zu verweilen.

Nach der Stadt teilt sich die Strasse, ich halte mich auf der kleineren, nördlicheren Strasse, nachdem ich wieder jemanden mit Händen und Füssen befrage (Schotterpiste meint der Mann). Ich muss mich einmal umziehen, da es auch ohne Regen nicht wirklich warm ist. Zu Beginn ist die Strasse kurz recht gut, dann wird das Ganze zu einer ziemlichen Beutelorgie, was auf die Dauer nervt. Als Radler bin ich der abgelegenen Gegend ein Exot, 2x werde ich mit Handy-Camera fotografiert. In Asagi Köynuk kaufe ich Cola, sofort stürmen mehrere Leute ins Geschäft, um mich zu begaffen und ein paar Witzchen über mich zu reissen (die ich natürlich nicht verstehe).

Ein paar Kilometer weiter halten mich 2 Typen mit ihrer Beiwagenmaschine auf: sie erklären, dass weiter vorne das Su (=Wasser) einen halben Meter auf der Strasse steht, diese daher unpassierbar ist. Das gibt mir zu denken, ich deute ihnen aber, dass ich trotzdem weiterfahre. Bald bin ich bei der Passage, tatsächlich ist die Strasse ordentlich überschwemmt. Ein Typ steht bei der Stelle, ich frage ihn, ob es zu fahren geht. Seine Gestik und Mimik bedeuten, dass ich mich nicht so anstellen soll. Eigentlich kann ja nichts passieren, ausser dass man nass wird. Man muss nur aufpassen, dass man nicht von der Strömung mitgerissen wird, die einen dann gute 7 Meter über den senkrechten Abhang spült. Gut, gehen wir es an, ich hoffe, auch meine Kleidung in den Packtaschen bleibt trocken. Die ersten Meter kann ich noch treten, doch dann muss ich aus den Pedalen, stehe bis zu den Knien im Wasser, komme dann aber sicher auf die andere Seite. Besser nasse Füsse als wieder 20 Kilometer Umweg fahren.

Bis ich das ganze folgende kilometerbreite Flussbett mit seinen vielen Armen überquert habe, dauert es noch. Ich fahre über eine gerade entstehende Brücke, quäle mich durch Schotter, dann hab ich es geschafft. Jetzt sind es noch 10 Kilometer, ich habe wieder glatten Asphalt und den Reifen. Es folgt ein elendslanger Anstieg, der durch den Ort Qoxmuq verläuft. Über eine grosse Brücke kommt man dann nach Sheki, mein angestrebtes Ziel für diese Tour ist erreicht (das fehlende Stück zwischen Tbilisi und Sheki). Ich frage mich durch zum Karvanseray Hotel, das ich schon 2008 besichtigt hatte, die Deja Vu´s kommen auf, als ich dorthin fahre. Der Direktor ist zuerst nicht so begeistert von mir, ein dreckiger Radfahrer ist vielleicht nicht das Richtige für so einen geschichtsträchtigen Ort. In Dollar kann ich nicht zahlen, er will aber noch heute 30,-- Manat (mehr als Euro 25,--) von mir sehen. Das Wasser ist heiss, ich habe einen E-Strahler, also alles gut.

Zum Geldwechseln muss ich wieder ins Zentrum, die Stadt ist ebenso wie das Hotel etwas in die Jahre gekommen, obwohl man vielerorts herumbastelt. Zurück im Hotel, stehe ich im 1. Stock und schaue in den Innenhof, eine Gruppe Kuwaitis hält sich dort mit ihrer Reiseleiterin auf. Die Reiseleiterin kommt mir bekannt vor, ich spreche sie darauf an: es ist Remiza, die 2008 bei der Silk-Route-Tour unser Local Guide war! Was für ein Zufall! In Sehki ist es kalt, die Leute laufen mit dem Wintermantel herum. Und in den dicken alten Gemäuern ist es sowieso noch kälter.

Am Abend gehe ich noch ins Hotelestaurant essen. Wieder ziemlich schwierig, die ganze Angelegenheit, aufgrund der Sprachbarriere. Ausserdem ist der Kellner komplett entnervt, da sich eine deutsch-aserbaidschanische Gesellschaft hier befindet und speist (es geht um ein Wasserprojekt). Für morgen erhoffe ich mir regenfreies und etwas wärmeres Wetter, schliesslich geht es geradewegs Richtung Süden und raus aus den Bergen - träumen wird man ja wohl noch dürfen...

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