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Datum

26.03.2019

Etappe

Melaka(MAL) - Duri(RI)  

Activities

Distanz

95 km

Fotos

22

Was für ein Tag!!! Ein unglaublicher, aber leider nicht im positiven Sinne. Beginnen tut alles ganz normal - nachdem ich gestern am Abend noch an der Flusspromenade auf einige Biere aus gewesen bin, stelle ich mir für 7h den Wecker. Das geht sich dann gut aus, um gegen 9h zum Checkin beim Hafen zu sein.

Der internationale Fährehafen Melaka sieht mit seiner runden Wartehalle aus wie ein Miniaturflughafen. Sind schon einige Leute hier und pünktlich um 9h beginnt die Checkin-Prozedur. Das ganze Gepäck durch den Scanner, ich zeige mein Flugticket ab Padang vor (ohne Ausreiseticket gibt es keine Aufenthaltsgenehmigung in Indonesien), alles OK und kein Problem. Das war's dann Malaysia, Bike und Gepäck werden am Oberdeck verladen und ich gehe zu meinem Platz in der ersten Reihe, neben mir sitzt ein junger Ami aus Minnesota.

Die Fähre sieht gut aus und erinnert überhaupt nicht an die Horrorgeschichten von Fähren auf der Strasse von Melaka, die desolat und überfüllt sind und in entfernterer Vergangenheit auch das ein oder andere Mal gesunken sind - top Zustand! Wir stechen pünktlich 10h in See, der Speed der Fähre ist gut (ca. 45km/h) und die Überfahrt nach Dumai dauert knapp 2:45h.

Auch bei der indonesischen Einreise geht alles schnell, ich muss mich nur lange anstellen, da das Rad als allerletztes Teil vom Schiff kommt und ich somit am Ende der Schlange stehe. Die Aufenthaltsgenehmigung gilt für 30 Tage, ich muss daher wieder mein Ticket herzeigen, Stempel rein und fertig, kostet nix. Auch hier fährt man links, obwohl Indonesien eine holländische Kolonie war. Ja, und die Uhr muss wieder um 1 Stunde zurückgestellt werden, nur mehr 6 Stunden Unterschied zu Mitteleuropa. So, und hier beginnt dann alles!

Ich wollte mir online ein Zimmer buchen, war aber seit 2 Tagen alles ausverkauft und ich dachte mir schon, dass da irgendein Event in der Stadt sein muss. Auch als ich Hotels abfahre, gibt es keine freien Zimmer und ich erfahre auch den Grund: Es stehen Wahlen an und der Präsident ist auf Wahlkampftour in der Stadt - Ausnahmezustand, viel Polizei, überall Flaggen, Menschenmassen! Das heisst dann weiterfahren nach Duri, in einem der Hotels hier kann ich das WIFI benutzen und ich buche mir vorsichtshalber in Duri ein Zimmer.

Ich habe noch keine indonesische Rupien und als ich einige Kilometer aus Dumai heraussen bin, will ich bei einem einsamen Geldautomaten der BRI Bank etwas abheben, um mir Getränke kaufen zu können. Der Automat saugt meine Karte ein, wirft noch irgendeine unverständliche Meldung - das war's dann. Alle weiteren Eingaben ignoriert er, keine Reaktion. Zum Ausrasten! Der Bankomat-Wärter, den es dort gibt, hat als einzigen Lösungsvorschlag, dass ich zur Bank in die Stadt zurückfahre, was ich auch mache, nachdem ich mich lautstark aufgeregt habe.

Ich fahre also zur Zentrale der Bank, dessen Adresse mir der Typ gibt. Und was finde ich vor: Ein verlassenes, vergammeltes Gebäude, wo sicher niemand mehr arbeitet, sieht aufgegeben aus!!! Ich fahre wieder zum Hotel zurück und bitte den Rezeptionisten um Hilfe, wo denn die Bank jetzt zu Hause ist. Er stellt mir einen Typen zur Seite, der mich zur nächsten Filiale der Bank bringt. Geschlossen um 14h, erst morgen wieder!

So, jetzt reicht's! Die Karte wird gesperrt, dann ist mir egal, was mit ihr passiert, eine zweite habe ich noch! Online funktioniert es nicht von Indonesien aus, gottseidank erledigt das der Kundenbetreuer miner Bank nach einem E-Mail in Minutenschnelle. Das ist mir eine Lehre: In Zukunft wird nur mehr bei Geldautomaten abgehoben, die direkt bei oder in einer Bank stehen!!!

Mittlerweile ist es schon fast 15h und ich muss noch 75 Kilometer fahren - das wird knapp, ohne in die Dunkelheit zu kommen! Als erstes komme ich auf eine 20 Kilometer lange Gerade mit leichten Anstiegen und sehe dann, was mich in den nächsten Tagen erwarten wird. Die Strasse ist schmal, teils in nicht so gutem Zustand, viel Schwerverkehr und manche der LKW- und Sammeltaxi-Piloten fahren Kampflinie. Obwohl, insgesamt gesehen muss man sagen, dass die Fahrweise mir gegenüber recht OK ist. Die Strasse lebt und die Fahrt ist viel kurzweiliger als die öden Kilometer in Malaysia und vieles erinnert mich an Myanmar: Die Pfahlbauten aus Holz neben der Strasse, Strassenzustand, allgemein der Entwicklungsstand, die nicht enden wollenden Begrüssungen vom Strassenrand (die sind in Thailand und Malaysia fast komplett ausgefallen)! Strassenhunde gibt es nicht so viele wie in Myanmar, negativ ist aber, dass man bei den Verkaufsständen am Strassenrand unterwegs keine kalten Getränke hat - in Myanmar hat man mit Eis gekühlt, wenn kein Strom vorhanden war. Neben der Strasse verläuft ein kleiner Bach, der extrem verschmutzt aussieht und eine schwarz-braune ekelige Farbe hat. Auch Kunststoffmüll liegt überall im Wasser und bei den Häusern herum, sehr hässlich und bedenklich. Und auch hier, wie sollte es anders sein, überall Ölpalmen!

Nach 20 Kilometern eine kleine Richtungsänderung, dann nochmals 15 Kilometer geradeaus, bevor es kurvenreicher wird. Die Sonne hat sich hinter die Wolken verzogen und das ist gut so, nicht mehr ganz so heiss. Nur kurzzeitig zwischendurch habe ich einen Seitenstreifen neben der Strasse, wo es dann nicht so stressig zu fahren ist, ansonsten muss man auf der schmalen Strasse immer mit Bedacht fahren wegen der vielen LKWs, von denen viele auch nicht in gutem Zustand sind. Die Moscheendichtge ist hier grösser als in Malaysia, die Moscheen sind aufwändiger gearbeitet und die Muezzine schreien lauter. Langsam beginnt die Abenddämmerung und ich habe noch einige Kilometer zu machen. Licht habe ich keines am Fahrrad, die Stirnlampe mit Rücklicht hole ich nicht heraus, versuche einfach, mit dem letzten Rest des Tageslichts nach Duri zu kommen, was sich dann auch gerade noch so ausgeht!

Gut, dass ich das Hotel Amadeo heute schon gebucht habe, gefunden ist es dann auch schnell. Ich bleibe 2 Nächte hier, obwohl es in Duri vermutlich nichts zu sehen gibt, aber ansonsten bin ich noch schneller an meinem Endziel angelangt. Abendessen gibt es im Hotelrestaurant, wo die Auswahl trotz fetter Speisekarte allerdings recht dürftig ist - das meiste ist 'Sold out'. Den Abend verbringe ich mit Fernsehen, ich sehe mir wieder einmal Nachrichten an und zwar auf Aljazeera, der hier verfügbar ist.

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