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Datum

17.09.2002

Etappe

Adapazari(TR) - Bolu(TR)  

Activities

Distanz

121 km

Fotos

8

Als ich in der Früh aus dem Fenster sehe, regnet es noch immer oder schon wieder. Frühstück bekomme ich heute im Hotel, hier gibt es auch andere Gäste, die Deutsch sprechen. Als ich dann losfahre, hört der Regen langsam auf und nur mehr die Fahrbahn ist nass. Trotzdem bekomme ich in Adapazari gleich eine Breitseite von einem überholenden Fahrzeug.

Nach wenigen Kilometern erhalte ich einen Schrittmacher: An einer Ampel hänge ich mich in den Windschatten eines Traktors mit Jauche-Anhänger und fahre so die nächsten 15 Kilometer auf gerader, flacher Strasse - und das nahezu ohne Geruchsbelästigung. Am Ende werden noch Fotos gemacht und ich verspreche meinem Schrittmacher, ihm diese zu schicken.

Ohne fremde Hilfe geht es dann weiter, flach und nahezu ohne Richtungsänderung bis Hendek. Hier beginnt dann wieder das beliebte "6-8, auf und ab"-Spielchen. Die Gegend wird interessanter, rundherum grüne, bewaldete, ausgeprägte Hügelgruppen. Bei einer Rast kommt ein junger Türke über die Strasse auf mich zu und fragt "Wie geht´s?". Er hat in Berlin gearbeitet, heiratet jetzt geht dann nach Dortmund. Er bemerkt, dass ich keinen deutschen Dialekt habe, fragt mich, woher ich komme, kann aber mit Österreich nichts anfangen. Da wir Deutsch sprechen, vergesse ich zu sagen, dass es sich dabei um Austria handelt. Damit hat bis jetzt noch jeder etwas anfangen können, auch wenn wir uns mit Händen und Füssen unterhalten.

Es ist wärmer geworden und ich entledige mich meiner Regenjacke, unter der es inzwischen ein Klima wie im Regenwald von Borneo hat. Bis Gümüsova geht das Streckenprofil so weiter, dann gibt es eine Abfahrt in den Ort. Danach folgt eine Gerade mit ganz leichtem Anstieg bis Düzce und weiter bis Kaynasli, immer mit Traktorstreifen.

In Kaynasli wird die Strasse 2-spurig, kein Fahrradstreifen mehr, es ist heiss - und Ende der Kinderjause. Die nächsten 12 Kilometer gehen über 8-12% Steigung, das Fahren ist wirklich hart. Manche der LKW sind nicht viel schneller als ich. Von oben hat man eine schöne Aussicht ins Tal. Ab Bolu Dagi gibt es dann mehrere Kilometer Abfahrt. Ich packe mein letztes trockenes Bekleidungsstück aus.

Die restliche Strecke bis Bolu geht es 1-spurig und mit Traktorstreifen aus Geröll weiter, der nicht verwendbar ist. Noch ein paar Steigungen, endlich ist Bolu da. Die Stadt mit ihren 85.000 Einwohnern sieht sehr gepflegt aus. Ich fahre Richtung Zentrum, frage aber trotzdem noch jemanden nach dem Weg ins Sehir Merkezi. Der Mann spricht etwas Deutsch und fragt mich, woher ich komme. Ich sage Graz und er meint "Ahh, Sturm Graz" (zur Information, Sturm ist die schwächere der beiden Fussball-Mannschaften in meiner Heimatstadt).

Ich Zentrum quartiere ich mich für Euro 7,-- im Hotel Eratay ein, es gibt aber auch noch einige andere in Hauptplatznähe. Der gelangweilte Portier geht geht dem Solitär-Spiel nach. Die Dusche wird nicht wirklich warm, meine ganze Kleidung ist nass und ich hoffe, dass sie bis morgen trocknet.

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