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Datum

20.12.2006

Etappe

Taltal(RCH) - Pan de Azucar(RCH)  

Activities

Distanz

110 km

Fotos

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Bevor ich mich gegen 9h ziemlich konfus wieder aufs Rad setze, bezahle ich noch mein Zimmer und habe dabei eine Auseinandersetzung der Rezeptionistin, die überhaupt keinen Überblick über die vielen Münzen und Geldscheine hat. Ich treffe Jaque nochmals, der mir sagt, dass ich Richtung ´ Ruta 5´ (=Ruta cinco, ausgesprochen sinco) fahren muss. Diese stellt in Chile einen Grossteil der Panamericana dar und ist die Transitstrecke - auf den doch relativ wenigen Kilometern, die ich sie befahre, lerne ich sie richtig hassen.

Bis zur Ruta 5 sind 22 Kilometer bergauf, sie verläuft oben auf dem Hochplateau. Als ich sie erreiche, geht es wieder Vollgas mit dem Gegenwind los. Die nächsten 4 Stunden geht es auf und ab durch die Atacama. Es gibt zwar einen asphaltierten Seitenstreifen, leider ist dessen Qualität aber nicht besonders. Auf der Spur zu fahren ist aber einfach zu gefährlich, es sind Unmengen Trucks unterwegs, die meist schon Abstand lassen - wenn es aber nicht anders geht, sprich Gegenverkehre herrscht, kommen sie doch beängstigend nahe. Der Wind ist extrem, auch bergab muss man volle Kanne treten.

Nach 60 Kilometer Ruta 5 bin ich in der Region III Chiles angelangt, die Region Atacama heisst oder auch der kleine Norden genannt wird. Davor habe ich noch einen langen Anstieg zu bewältigen, der einfach kein Ende nehmen will. Die Charakteristik der Uphill-Fahrten hier sind überhaupt so, dass nach vielen, vielen Anstiegen noch ein nächster, ein nächster, ein nächster, ein nächster kommt - erst wenn du 5x schon endgültig damit abgeschlossen hast, dass das irgendwann einmal aufhört, darfst du damit rechnen, dass du oben bist.

Der Ausblick von hier oben auf die endlosen Weiten ist schon gigantisch. Es folgen einige Kilometer schnelle Abfahrt und ein kurzes Flachstück, dann erreiche ich nach knapp 85 Kilometern die erste Ortschaft, nämlich Las Bombas. Ortschaft ist gut gesagt, es gibt eine kleine Raststätte und ein paar wacklige Hütten. Hier geht jetzt die Schotterstrasse in den Nationalpark hinein. Hier gibt es erstmals auch Sandwüste mit tollen Dünen, das Gebiet ist nicht umsonst Nationalpark.

Der Wind wird jetzt leider noch ärger, wie durch einen Kanal zieht er durch das enge Tal vom Pazifik herauf. Ich kämpfe mich mühsam hinunter zur Küste, nach 25 Kilometern Schotterstrasse bin ich in Pan de Azucar. Der kleine Ort ist ziemlich heruntergekommen, er besteht nur aus ziemlich schiefen Holzhütten. Gerade eine Strandbar hat offen, wo aber ausser einer kleinen Flasche Cola nichts zu bekommen ist und die im Reiseführer angeführte Touristeninfo ist eine offene Bretterbude, in der ausser einem Schreibtisch nichts steht.

Landschaftlich ist es hier aber 1a, die vorgelagerte Insel und die bizearren Felsformationen wirken in der Abendsonne unheimlich schön. Ich fahre noch etwas weiter, um die nächste Ecke kann man Hütten mieten, ich entscheide mich aber für eine Übernachtung im Outback. Eine Steigung mache ich noch, dann habe ich meinen Schlafplatz mit Ausblick auf einen wunderschönen Strand auf der einen und eine Mondlandschaft auf der anderen Seite gefunden.

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